Die CD beginnt schwermütig und arabisch angehaucht und zeigt gleich die Richtung an: Wer einfache Melodien und kurweiliges Vergnügen erwartet, ist absolut fehl am Platz. Hier gibt es keinen Latino-Pop! “Ojos Verdes” glänzt mit monumentalem Arrangement, Diana schwebt mit einem Sinfonieorchester um die Wette. Der Song beginnt wie der Beitrag eines Bollywood-Soundtracks. Und da denke ich dann schon mal, wie nah doch die unterschiedlichen Musikstile der Welt beieinander liegen. War es nicht zufälliger Weise die Volxgruppe der Zigeuner, die den Flamenco oder zumindest seine Fundamente von Indien nach Europa und vor allem auch nach Andalusien brachte?
Diana’s Gesang verändert sich dann jedoch - getragen vom Orchester ins klassische, gleitet über zum traditionell spanischen und die dicke, fette sinfonische Brücke, die Strophe und Refrain verstrickt und dabei den Song vollends in Herz und Ohren meisselt, trägt ganz eindeutig maurische Züge. Bombastico!
“Campanera” ist DER Track, der diese tolle CD am besten charakterisiert. Temperamentvoll, melancholisch-melodiös und Gesang und Instrumentation eifern leidenschaftlich um die Gunst des Zuhörers. Akustische Gitarren, Akkordeon, Violinen und die in Malaga geborene Andalusierin wechselt durch die Tonarten wie ein Lerche. Der Song lebt von der Emotion und den ausdrucksstarken und trotzdem immer transparenten und luftigen Gesanglinien, die unangestrengt zwischen Kopf- und Bruststimme pendeln.
Beim folgenden “Farruca” gibt es sogar die überraschende, gar nicht erweiterte Steigerung. Gut tanzbar, wie die meisten Lieder. “Una Palamo Blanca” lebt vom poppigen Drum-Beat und einer Stimmung, die Gänsehaut hervorruft. Ein leidenschaftliches Liebeslied, das Sentimentalitäten freisetzt.
Klassisch-arabisch-indische Elemente im phänomenalen “Embrujada Por Tu Querer”, das nach 3 Minuten und 17 Sekunden leider mit einem fade-out endet, für das ich den Produzenten/Arrangeur am liebsten mit einwöchigem Tempranillo- Entzug bestrafen möchte. Erinnert mich in der Instrumentierung ganz stark an “Raga’s Dance” auf der CD “Choreography” der Violinistin Vanessa-Mae.
“Vino Amargo” ist - mit den vorangegangen Stücken verglichen - ein fast zart dahin gehauchter, weicher Beitrag und die atemberaubende Interpretation, wie sie den spanischen “Saetas” zu eigen ist, bleibt auch hier bestehen.
Einige “Kritiker” bezeichnen Diana als die spanische Enya. Tipp für diese Leute: Spült mal Eure Ohren durch - ich mag Enya sehr, aber - sorry - gegen Diana Navarro wirkt die Sängerin aus Irland nur wie eine Bordsteinschwalbe.
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